TRIMUM (lateinisch: “dreijährig” ) begann 2012 unter dem Dach der Internationalen Bachakademie und war zunächst auf die Dauer von drei Jahre begrenzt. Schnell zeichnete sich das große Potential dieser interreligiösen und zugleich interdisziplinären Zusammenarbeit ab. Das Projekt entwickelte sich mit einer Dynamik, die selbst seine Erfinder überraschte: Aus sporadischen Einzelworkhops entstanden feste Ensembles für Jugendliche und Erwachsene; auch die Gastreferenten wuchsen schnell zu einem Team zusammen und initiierten in wechselnden Besetzungen zahlreiche eigene Projekte.
Als das Projekt 2014 auslief, bestand unter allen Akteuren große Einigkeit: Diese wertvolle Arbeit muss unbedingt weitergehen! Seither hat Trimum begonnen, sich auf eigene Beine zu stellen. 2015 wurde ein eigenständiger “TRIMUM e.V.” gegründet, der – wie das gesamte Projekt – „trialogisch“ besetzt ist. Ein wichtiger Partner bei diesem Prozess der Verselbständigung und Verstetigung war die Stiftung Stuttgarter Lehrhaus, die dem Projekt eine dauerhafte Förderung in Aussicht stellte und die Umstrukturierung beratend unterstützte und aktiv mitgestaltete.
Gleich im ersten Jahr dieser neuen Ära (2015) war Trimum beim Deutschen Evangelischen Kirchentag mit mehreren großen Veranstaltungen vertreten und stellte seinen Ansatz erstmals einer überregionalen Öffentlichkeit vor. Durch ihre prominente Platzierung und ihr überaus großes und positives mediales Echo haben diese Veranstaltungen ein breites Interesse an vergleichbaren Initiativen in anderen Städten und Regionen geweckt.
Diesen Dezentralisierungsprozess unterstützt der TRIMUM e.V. mit entsprechenden Fortbildungen, Impuls- und Beratungsangeboten sowie mit einer Sammlung von Liederheften. Seit 2016 werden dezentrale Kooperationsprojekte u.a. in Aschaffenburg, Essen, Esslingen am Neckar, Köln, Hamburg, Münster, Reutlingen und Würzburg durchgeführt.
Trimum finanziert sich ausschließlich über Projektförderungen und Spenden. Zu seinen wichtigsten Förderern zählten u.a. die Stiftung Stuttgarter Lehrhaus, die Robert Bosch Stiftung und das Bundesministerium des Innern (Deutsche Islamkonferenz).
1. Vorsitzende und muslimische Sprecherin: Serap Ermis
2. Vorsitzender und jüdischer Sprecher: Alon Wallach
Kassenwart: David Holinstat
Beisitzende:
Lisbeth Blickle (Pädagogik)
Judith Bomheuer-Kuschel (christliche Sprecherin)
Ahmet Gül (Musik)
Cordula Heupts (Theologie)
Im Juni 2016 – also bereits im ersten Jahr seines Bestehens – erhielt der Trimum e.V. den renommierten Bundespreis Kulturelle Bildung der Staatsministerin für Kultur und Medien (BKM-Preis). Die Preisverleiung fand in Schloss Genshagen bei Berlin statt. Stellvertretend für den Trimum e.V., den Chor und das Referententeam von TRIMUM konnten Chorleiterin Bettina Strübel und die beiden Vereinsvorsitzenden Serap Ermis und Alon Wallach den mit 20.000,- Euro dotierten ersten Preis entgegennehmen.
2018 wurden Trimum und sein Hamburger Partnerverein, der Stadtteilkantorat e.V., für ihr Kooperationsprojekt Musik für einen Stadtteil mit The Power of the Arts, dem höchst dotierten Preis für kulturelle Bildung in Deutschland ausgezeichnet. 2021 wurde Trimum mit dem Förderpreis Omnis Religio der gleichnamigen, von Karin und Reinhard Kirste begründeten Privatstiftung ausgezeichnet.
TRIMUM ist ein interreligiöses, interkulturell und interdisziplinär ausgerichtetes Musikprojekt. Bei TRIMUM begegnen sich Menschen im Kontext von Musik und Religion auf gleicher Augenhöhe.
Mit TRIMUM wollen wir gegen die Lockrufe und Hassgesänge all derer ansingen, die ihren Glauben oder Unglauben mit einem „Rechthaben um jeden Preis“ verwechseln, die Fremdheit für etwas Bedrohliches halten oder die nur noch das Gewaltpotential der Religionen sehen können und vor ihrem Friedenspotential, ihrer Schönheit und ihrem Reichtum die Ohren verschließen.
TRIMUM erkennt die Verschiedenheit der Menschen auf der Basis der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte an. Ein besonderes Anliegen ist uns die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen, in der sich diese Verschiedenheit ausdrückt. Religiöse und kulturelle Verschiedenheiten werden bei TRIMUM nicht glatt gebügelt, sondern als bereichernd wahrgenommen und miteinander bestaunt, gefeiert und gestaltet. Jede Form von menschenverachtender Ideologie und religiöser Ausgrenzung hat bei TRIMUM keinen Platz.
TRIMUM schafft Raum für Begegnungen ohne Vorurteile und ohne Diskriminierung jeglicher Art. TRIMUM entwickelt Formen für ein friedliches und konstruktives Miteinander von Menschen mit unterschiedlichen Graden an Religiosität und Musikalität. Nicht- oder Andersgläubige sind bei TRIMUM willkommen.
TRIMUM ist ein künstlerisches Projekt. Aber es ist nicht allein dem säkularen Verständnis von künstlerischer Freiheit und Autonomie verpflichtet. Stattdessen wird dieses Autonomie- und Qualitätskonzept mit religiösen Konzepten und Wahrheitsansprüchen konfrontiert. Die von uns angestrebte »interreligiöse Musik« soll nicht im luftleeren Raum einer bloßen Utopie angesiedelt sein. Jede künstlerische Entscheidung, die ins Religiöse eingreift, soll zugleich auch theologisch legitimiert sein und muss deshalb zwischen den Vertreterinnen*) der verschiedenen Disziplinen ausgehandelt werden.
TRIMUM ist ein interreligiöses Projekt. Aber es verharrt nicht im Stadium einer bloßen Darstellung der Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Stattdessen werden religiöse Denk- und Wertesysteme mit der spielerisch-experimentellen Arbeitsweise zeitgenössischer Musikerinnen und Komponistinnen konfrontiert. Theologinnen, Religionsvertreterinnen und traditionell verwurzelte Musikerinnen werden dadurch ermuntert, sich wechselseitig an den Impulsen von jeweils Außenstehenden abzuarbeiten und dabei die Grenzen des »Machbaren« und »Erlaubten« neu auszuloten.
TRIMUM ist ein pädagogisches Projekt. Aber es ist weder kulturell noch religiös missionierend. Es dient der gegenseitigen Kenntnisnahme, dem wechselseitigen Verständnis und der allseitigen Horizonterweiterung, nicht aber dem einseitigen “Heranführen” an bestimmte Inhalte mit dem Ziel der Identifikation. Menschen verschiedener Kulturen und Religionen können spielerisch und in Eigenverantwortung in andere Kulturen und Religionen eintauchen, ohne deshalb ein Teil von ihnen zu werden.
Wo es um das Innerste, Einzigartige der jeweiligen Religion geht, soll am Prinzip der Selbstrepräsentation festgehalten werden. Wo aus einer Religion heraus Aussagen formuliert sind, die von Vertreterinnen der anderen geteilt werden können, herrscht das Prinzip einer »musikalischen Gastfreundschaft«. Wo unüberbrückbare Differenzen zu Tage treten, wird versucht, diese Differenzen mit neuen musikalischen Mitteln zu gestalten oder inszenatorisch zu verdeutlichen.
TRIMUM ist unabhängig und überparteilich. Von aktuellen politischen Konflikten wollen wir uns berühren, aber nicht beirren und funktionalisieren lassen.
TRIMUM basiert organisatorisch auf dem TRIMUM e.V. Seine wichtigste Aufgabe sehen wir darin, unsere Erfahrungen auf Basis unserer eigenen Forschung, unserer experimentellen Versuche und unserer Qualitätskriterien in Form von Workshops, Publikationen, Beratungsangeboten und partizipativen Konzertformaten zu teilen und an Andere weiterzugeben.
*) = Die hier verwendete weibliche Form steht stellvertretend für alle Geschlechter.