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Fugato in Esslingen

Veränderungen mitgestalten

Während die Reutlinger Fugato-Aktivitäten stark durch die Kooperation mit einem klassischen Sinfonieorchester geprägt sind, war unsere Arbeit in Esslingen zunächst völlig ergebnissoffen angelegt. Unser Ziel: Mit künstlerischen Mitteln auf jene Wünsche und Aufgabenstellungen zu reagieren, die von den Geflüchteten selbst, von ehrenamtlichen oder professionellen Helfern an uns herangetragen werden.

Angst vor der Abschiebung

Ein erstes Beispiel für diesen „bedarfsorientierten“ Ansatz ist das Video „Ein Lied für Dublin“. Es entstand im Juli 2016 binnen zweier Tage als spontane künstlerische Reaktion auf den aktuellen Fall einer Abschiebung auf Grundlage des „Dubliner Übereinkommen“ zur Drittstaatenregelung bei Asylanträgen.

Für einige Akteure der Theatergruppe Stage Divers(e) & United Unicorns ist die mögliche Abschiebung in einen solchen „sicheren Drittstaat“ ein ständig präsentes Zukunftsszenario: Nicht zu wissen, ob das derzeitige Umfeld auch in einigen Tagen noch Schutz und Beheimatung bieten wird. Womöglich schon bald wieder das Land und die Stadt verlassen zu müssen, in der sie ihre Theaterstücke entwickeln, Workshops geben und das Kulturleben bereichern. Das Video entstand kurz nach der Abschiebung eines besonders engagierten Mitspielers. Was können wir tun? Manchmal vielleicht nur dies: Aktueller Ohnmacht und Bedrückung eine Stimme geben.

Brückenschlag zwischen den Kulturen

Eine weitere Zielsetzung wurde vom Esslinger Netzwerk buntES an uns herangetragen: Der Wunsch, mit musikalischen und theatralischen Mitteln einen Brückenschlag zwischen „alteingesessenen“ Migranten und geflüchteten Neuankömmlingen zu versuchen. Aus dieser Zielsetzung entstand gemeinsam mit den United Unicorns die Idee für eine Musiktheaterszene mit dem Titel “Typisch Esslingen”:
Irgendwo, in einem fernen Land südlich des Äquators: Eine Gruppe von Ethnologen beschließt, auf Forschungsreise zu gehen – aber wohin bloß? Da stößt einer der Forscher auf einen Ort mit dem faszinierend fremdartigen Namen „Ess-lin-gen“. Die Expedition beginnt.

Aktuellen Befindlichkeiten eine Stimme geben

Das Team, der Chor und die Ensembles von Trimum haben in den zurückliegenden Jahren unter Beweis gestellt, dass Juden, Christen und Muslimen sich auch in spannungsvollen und unfriedlichen Zeiten in der Musik begegnen können. Voraussetzung dafür ist eine wechselseitige Offenheit für die Themen und Sichtweisen der anderen. So fragen wir auch bei Fugato: Welchen aktuellen Befindlichkeiten kann mit musikalischen Mitteln eine Stimme gegeben werden? Wie kann Musik dem Prozess des Ankommens, Sich-Zurechtfindens und Kennenlernens, der Begegnung und Integration dienen?